Seit Sommersemester 2021 lehrt und forscht Prof. Rosemann als neu berufener Professor für Werkstofftechnik an der Fakultät ING. Die spannenden Zusammenhänge zwischen Struktur, Gefüge und den Eigenschaften von Werkstoffen begeisterten ihn bereits seit seiner Studienzeit.
A. Schreyer: Prof. Rosemann, Sie sind seit März 2021 Inhaber der Professur Werkstofftechnik an der Fakultät Ingenieurwissenschaften. Was sind Ihre neuen Aufgabenbereiche, die Sie als Professor übernommen haben?
Prof. Rosemann: Als neu berufener Professor für Werkstofftechnik lehre ich ab Sommersemester 2021 die Bachelormodule Werkstofftechnik, Wärmebehandlung und Werkstoffprüfung sowie die Mastermodule Pulvermetallurgie, Werkstoffdiagnostik und Schadensanalyse. Diese Module sind für die Studiengänge „Maschinenbau“ und „Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau“ konzipiert. Sie verschaffen den Studierenden einen hervorragenden Überblick über die vielfältigen Eigenschaften und Anwendungen der technisch relevanten Werkstoffe des Maschinenbaus.
Für unsere neu eingeführten Master-Module werde ich in der nächsten Zeit die Laborausstattung unserer sechs Labore modernisieren und für entsprechende Laborpraktika konzipieren.
Meine Forschung zu nichtrostenden Stählen werde ich an der Fakultät Ingenieurwissenschaften der HTWK Leipzig fortführen, d.h. neue Werkstoffe und Wärmebehandlungskonzepte entwickeln und Schadensfälle aufklären. Dafür arbeiten wir aktuell fakultätsübergreifend an einem DFG-Großgeräteantrag für ein Rasterelektronenmikroskop und einen Computertomographen, die für die grundlagenorientierte Werkstoffforschung verwendet werden sollen.
A. Schreyer: Wie kommt es, dass Sie sich für diesen Forschungs- und Lehrbereich entschieden haben? Wussten Sie bereits vor dem Studium, welchen Weg Sie später einschlagen wollen?
Prof. Rosemann: Ich habe Maschinenbau an der Otto-von-Guericke-Universität studiert und dort ab dem 5. Semester die Vertiefung Werkstofftechnik gewählt, weil mich die spannenden Zusammenhänge zwischen Struktur, Gefüge und den Eigenschaften von Werkstoffen begeistert haben. Bis zum Studium war mir nicht klar, wie vielfältig die Welt der Werkstoffe eigentlich ist.
Ich wurde glücklicherweise sehr früh im Studium als HiWi rekrutiert und war bis zu meinem Diplomabschluss in der Arbeitsgruppe Korrosion bei Herrn Dr.-Ing. Andreas Heyn tätig. Die wissenschaftliche Tätigkeit als HiWi und auch zahlreiche gemeinsame Konferenzen, Veranstaltungen und Projekte haben meinen weiteren Lebensweg nachhaltig geprägt und den Wunsch geweckt weiter in Lehre und Forschung tätig zu sein.
Für die Promotion blieb ich in Magdeburg am Institut für Werkstoff- und Fügetechnik und schrieb meine Doktorarbeit über den Einfluss der Wärmebehandlung auf die Korrosionsbeständigkeit von martensitischen nichtrostenden Stählen, die jeder schon als Kochmesser selbst in der Hand gehalten hat. Gleichzeitig war ich in Magdeburg auch intensiv in die studentische Ausbildung eingebunden, habe mit sehr viel Spaß werkstofftechnische Seminare, Praktika und auch Vorlesungen gehalten und zahlreiche studentische Abschlussarbeiten und HiWi´s betreut. Während meiner Promotion und auch in meiner Post-Doc-Zeit war ich mehrere Jahre an der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (BAM) in Berlin und habe im Fachbereich 7.6 „Korrosion und Korrosionsschutz“ von Dr.-Ing. Andreas Burkert zu verschiedenen Fragestellungen bei nichtrostenden Stählen geforscht. Diesem Forschungsgebiet bin ich seitdem sehr treu geblieben, da ich schon immer eine Schwäche für komplexe Probleme hatte.
Danach zog es mich aber wieder zurück an die Uni Magdeburg, wo ich den Lehrstuhl für Metallische Werkstoffe von Prof. Dr.-Ing. Thorsten Halle als Gruppenleiter für Metallurgie und Wärmebehandlung in Lehre, Forschung (und Verwaltung) unterstützt habe. Der Ruf an die HTWK verdanke ich auch meinem damaligen Mentor Prof. Dr.-Ing. Thorsten Halle, der mich trotz meines noch jungen Alters von 34 Jahren zur Bewerbung auf die Professur an der Fakultät Ingenieurwissenschaften der HTWK Leipzig motiviert hat.
A. Schreyer: Was glauben Sie, sollten Studierende, die sich für ein Studium des Maschinenbaus an der Fakultät Ingenieurwissenschaften entscheiden, an Fähigkeiten und Interessen mitbringen?
Prof. Rosemann: Ich denke, dass eine gewisse Begeisterungsfähigkeit für Technik und technische Probleme sehr wichtig in den Ingenieurswissenschaften ist. Wenn man sich dann für ein Studienfach in den Ingenieurswissenschaften entscheidet, dann ist für jeden Geschmack etwas dabei. Bei mir waren es die technischen Werkstoffe, die mich begeistert haben. Bei Kommilitonen waren es Bereiche wie Elektrotechnik, Konstruktion oder Mechanik. Ich wusste erst nach vier abwechslungsreichen Semestern des Maschinenbaustudiums, was mich eigentlich begeistert und so geht es sicher vielen Studierenden zum Studienbeginn. Das ist eine normale Entwicklung die auch ein gewisses Durchhaltevermögen erfordert, wenn die Suche nach einem spannenden Schwerpunkt noch nicht abgeschlossen ist. In jedem Fall sollten sich Studierende beim Wahl des Studienfachs von ihren Interessen und nicht von äußeren Faktoren leiten lassen.
A. Schreyer: Welche neuen Projekte würden Sie gerne in Zukunft realisieren?
Prof. Rosemann: Ich möchte meine Module in den nächsten Jahren kontinuierlich verbessern und insbesondere mehr digitale Lehrvideos von werkstofftechnischen Versuchen und Experimenten in die Vorlesungen mit einbinden. Außerdem will ich sehr gerne wieder mit Studierenden gemeinsam an werkstofftechnischen Projekten und Fragestellungen forschen, die Labore wieder mit Leben füllen und in den nächsten Jahren als Mentor auch zukünftige Doktoranden an der HTWK ausbilden.