Studierende des Moduls „Pulvermetallurgie und Sinterwerkstoffe“ zur Exkursion bei Schunk Sintermetalltechnik in Thale.
Am 18.10.2024 konnten die Studierenden des Moduls „Pulvermetallurgie und Sinterwerkstoffe“ der Fakultät Ingenieurwissenschaften an einer spannenden Exkursion zur Firma Schunk Sintermetalltechnik in Thale teilnehmen. In der Stadt Thale, die auf eine drei Jahrhunderte alte Tradition der Metallverarbeitung zurückblickt, werden seit mehr als 70 Jahren Bauteile aus Metallpulver hergestellt. Derzeit werden bei Schunk Sintermetalltechnik in Thale mehr als 20 Tonnen Metallpulver pro Tag zu komplexen Bauteilen verarbeitet.
Der nahezu vollautomatische Fertigungsprozess beinhaltet das Pressen vom Metallpulver zu Grünlingen, die Grünlingsbearbeitung durch verschiedene Zerspanungsprozesse, das Sintern im Durchlaufofen bei mehr als 1100 °C, das mechanische Nachverdichten – Kalibrieren – zu einem hochbelastbaren Bauteil sowie die Nach- und Feinbearbeitung. Besonders beeindruckend ist die ausgesprochen hohe Anzahl an Bauteilen, die sich durch die Sintermetalltechnik preiswert herstellen lassen. Etwa alle 4-6 Sekunden entsteht ein neuer Grünling in jeder Pulverpresse. Verschiedene Fertigungsstrecken produzieren so jeweils mehr als 10.000 Bauteile pro Tag.
Diesen komplexen Fertigungsprozess konnten sich die Studierenden im ersten Teil der Führung von der Metallpulveranlieferung bis zum fertigen Bauteil in allen Details für sogenannte „Nockenwellenversteller“ ansehen und so ihr im Modul „Pulvermetallurgie und Sinterwerkstoffe“ erworbenes Wissen vertiefen. Mit der großen Produktivität der Sintermetalltechnik beliefert die Schunk Sintermetalltechnik Thale zahlreiche Firmen der Automobilbranche. Zu den Kunden zählen beispielsweise Audi, BMW, Daimler, Ford, GM mit Opel und Vauxhall ebenso wie MAN, Porsche, PSA, Seat, Skoda, Volkswagen und Volvo.
Im zweiten Teil der Führung wurde die Fertigungsstrecke mit der sogenannten MIM-Technologie (metall injection molding) besichtigt. Dabei wird Metallpulver mit Kunststoffpulver zu einem „Feedstock“ verbunden, der mit Kunststoffspritzmaschinen zu komplexen Bauteilen geformt wird. Nach der Formgebung werden die Rohteile vom Kunststoff befreit und bei Temperaturen von mehr als 1200 °C im Vakuum zu hochdichten und sehr belastbaren Bauteilen gesintert. Vom Kunststoff bleibt dabei nichts mehr zurück. Mit der MIM-Technologie werden in Thale für Rolls-Royce Aerospace geometrisch komplexe und hochbelastete Bauteile für die Triebwerke der zivilen Luftfahrt in Serie produziert. Mittlerweile ist die Schunk Sintermetalltechnik Thale der größte MIM-Hersteller in Deutschland.
Wir bedanken uns vielmals beim Team der Schunk Sintermetalltechnik Thale, insbesondere Mario Festerling (Teamleiter Projektmanagement), Marcus Trapp (Teamleiter Prozessmanagement) und Thomas Wilke (Leiter Instandhaltung), die diese großartige Exkursion für uns organisiert und möglich gemacht haben.